Frühkindliche Reflexe sind Bewegungsmuster, die sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten während der Schwangerschaft und im 1. Lebensjahr entwickeln. Sie sind in der Schwangerschaft das Fundament der neuronalen Entwicklung und für einen normalen Geburtsvorgang verantwortlich. Nach der Geburt sorgen sie für die Weiterentwicklung vom hilflosen Baby hin zum laufenden, sprechenden, denkenden und heranwachsenden, sich immer weiter entwickelnden Kind.
Kinder kommen nicht fertig und auch nicht als kleine Erwachsene auf die Welt, sondern unreif und hilfsbedürftig.
Reflexe sind angeboren, willentlich kaum zu beeinflussen und dienen sehr oft dem Schutz unseres Körpers. Das heißt, es sind unwillkürliche, rasche und stets gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Dahinter verbirgt sich eine komplexe Entwicklung des Gehirns und des Nervenzellwachstums.
Jeder kennt Reflexem wie z. B. die Pupillenreaktion bei starkem Lichteinfall, der Speichelflussreflex, wenn Nahrung die Zunge berührt, der Hustenreflex beim Verschlucken oder der Kniesehnenreflex, mit dem die Funktionsfähigkeit des Rückenmarks getestet wird.
Frühkindliche Reflexe sorgen für eine optimale Reifung des Nervensystems. Werden diese genetisch festgelegten Prozesse gestört, können sie in späteren Altersstufen für Lern- und Verhaltensprobleme sowie motorische Schwierigkeiten und der Wahrnehmung verantwortlich sein.
Jeder frühkindliche Reflex läuft nach einem bestimmten System / Fahrplan ab. Er hat ein eigenes Bewegungsmuster, einen Zeitpunkt der Entstehung und einen Zeitrahmen, in dem er gehemmt wird. Das bedeutet, dass sein automatischer Bewegungsablauf in den Hintergrund tritt, weil das Gehirn irgendwann so weit ausgereift ist, dass das Kind in der Lage ist, alle Bewegungen, also die Koordination der Muskulatur, selbst zu steuern.
Schon bei der Geburt ist jedes Kind mit einer Vielzahl unterschiedlicher Reflexe ausgestattet, die sich während der Schwangerschaft entwickelt haben. Im Laufe des 1. Lebensjahr werden diese Reflexe gehemmt und durch bewusste Bewegungen des Kindes wie z.B. Drehen, Robben, Krabbeln, … nach und nach ersetzt. Wird diese Entwicklung nicht richtig durchlaufen, weil es vielleicht in der Schwangerschaft oder unter der Geburt bereits Probleme gab, können Restreflexe bestehen bleiben, die das Kind bei seiner weiteren Entwicklung beeinträchtigt.
Spezielle Bewegungsübungen geben dem Kind die Möglichkeit, die bis dahin noch bestehenden und nicht abschließend gehemmten, frühkindlichen Reflexe nachträglich zu hemmen und das Gehirn „umzutrainieren“. Nur so ist eine Ausreifung des Zentralen Nervensystems möglich.
Frühkindliche Reflexe bilden sich im Laufe des 1. Lebensjahr beim Durchlaufen der verschiedenen Entwicklungsphasen zurück. Wird diese Entwicklung gestört, können mit Hilfe der Reflexintegration (= gezielte Übungen) Bewegungsabläufe, die ein Kind in seinen natürlichen Entwicklungen nicht störungsfrei abschließen konnte, trainiert werden. Das heißt, frühkindliche Lern- und Bewegungsabläufe werden nachgebildet und gefestigt. Somit kann ein Kind die notwendigen Schritte bzw. Prozesse in seiner Entwicklung komplett nachvollziehen und abschließen. Damit verbunden sind wichtige Verknüpfungen im Gehirn und dem zentralen Nervensystem.
Dies kann zu Entwicklungsverzögerungen und damit verbundenen Problemen bei Kindern und Jugendlichen führen, die man u. a. in folgende Hauptgruppen einteilen kann:
dieser Reflex sorgt für einen angemessenen Umgang mit Stress- und Schrecksituationen
ermöglicht die Lateralität (symmetrische Verknüpfung zwischen Gehirn und Händen z. B.)
ermöglicht das Erlernen von Krabbeln und Kriechen